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TRIGGER - Medizin für die Psyche



Meine Meinung und Erfahrungen mit Triggern.

Ich mache mir da schon ne ganze Weile meine Gedanken drüber, wozu triggern wohl gut ist, denn ohne Grund macht eine Psyche (das Unterbewusstsein sendet Signale an das Bewusstsein) so etwas nicht.

Meine erste bewusste Trigger Erfahrung liegt jetzt über 2 Jahre zurück und war eine heftige emotionale Achterbahnfahrt.
Ich suchte schon eine Weile im Internet nach Lösungen für meine ganzen Fragen. Jedes mal wenn ich auf eine Missbrauchs Seite kam, war ich da immer wieder sehr schnell weg........denn ich war sicher, soetwas grauenvolles war mir nie geschehen, meine Kindheit und Jugend war doch schön ?!?

Dann war da das Erlebnis mit meinem Mann, wir hatten Sex, was mittlerweile sehr selten war. Ich hatte immer wahnsinnige Schmerzen, wenn ich merkte, er "will etwas" von mir.
Stieg dann wegen meines schlechten Gewissens und dem Glauben, dass es eine eheliche Pflicht ist, doch immer wieder zu ihm ins Bett. Dabei geschah es dann, dass ich auf einmal eine solch starke Abneigung gegen ihn, das was er tat und einen kaum zu unterdrückenden Ekel empfand. Am liebsten hätte ich geschrieen und wäre weg gelaufen, doch ich schwieg.
In dieser Nacht stand ich auch wieder einmal auf, als er eingeschlafen war und setzte mich an den Pc.
Ich schrieb ein Gedicht in ein "Burn Out" Forum und gab danach in eine Suchmaschine die Begriffe "sexuelle Aversion" ein.
Dadurch kam ich auf eine Diplomarbeit von Lothar Schwalm über Langzeitfolgen sexueller Gewalt und Ihre Auswirkungen auf Partnerschaftliche Beziehungen.
Ich las die Triggerwarnung mit Verwunderung und begann zu lesen bis ich an eine Auflistung der möglichen Folgen kam- Nachdem ich mir diese durchgelesen hatte fing sich in meinem Kopf alles an zu drehen, Gedanken fuhren Achterbahn und ich las die Folgen noch einige Male durch und druckte sie mir aus.
Fast alles was da stand traf zu, die meisten Punkte trafen zu und einige hatten mir in meinem bisherigem Leben schon oft Schwierigkeiten bereitet. Mir wurde schlagartig klar, dass ich irgendwann missbraucht worden war und ich konnte mir dieses Ekelgefühl gegenüber meinem Mann erklären.
Dies war meine erste bewusste Triggerfahrung, durch lesen.
Mir wurde auch schnell klar, dass mein Mann mich durch sein Verhalten mir gegenüber triggerte und Erinnerungen hoch kommen ließ.
Immer mehr Dinge triggerten mich und ich wurde immer sensiebler auf Gerüche, Geräusche und Situationen.

Ich machte durch das schreiben und lesen von Texten und in Foren die Erfahrung, dass man sich selber triggern kann und reagierte anfangs darauf wie wohl die meisten Bertoffenen.
Ich ließ es nämlich sein, versuchte es zu vermeiden und dachte getriggert zu werden sei etwas Negatives, weil es einen so sehr runter ziehen kann.
Teilweise herrscht in manchen Foren eine regelrechte "Triggerhysterie", doch Sternchen und Spoiler ermöglichen lediglich dem Unterbewusstsein ganz schnell wieder zu verdrängen, also die Gefühle nicht ans Bewusstsein dringen zu lassen.
Um es krass zu sagen, verarscht man sein Bewusstsein selber dadurch.

Ich lernte und begriff, dass die Psyche eben genau dadurch versucht zu heilen. Ich lernte, mir die Sachen, die mich triggerten genauer anzuschauen und meinen Gefühle dazu endlich Ausdruck zu gestatten.
Auch viele andere Betroffene teilen mit mir diese Erfahrung. Man kann viel Kraft man aus solchen Tiefs schöpfen, wenn man sie verarbeitend überwindet und daraus wieder herauskommt.
Daraus ergibt sich für mich der Schluss, dass die krampfhafte Vermeidung von Triggern, einem gezielten Verdrängen gleich zu setzen ist.
Wohin gegen das dosierte selber triggern, was auch oft aus dem Unterbewussten erfolgt, wie Medizin für die Psyche wirken kann.
Viele Betroffene fühlen sich zu Literatur und Internetseiten, wo es um MB geht hin gezogen, identifieren sich mit anderen Betroffenen und meinen dann sie würden durch die Geschichten der Anderen runter gezogen.
Daraus schliessen sie, dass es besser ist sich fern zu halten.
Doch das was sie fühlen, beim lesen der Geschichten von anderen, das sind die eigenen unverarbeiteten Gefühle. Die einprogrammierte Reaktion ist nun meistens, das Gelesene als nicht eigene Geschichte wieder schnell zu verdrängen.
Doch so versucht unsere Psyche nun mal in ein gesundes Gleichgewicht zu kommen und gibt dem Bewusstsein die Möglichkeit, die heraufkommenden Gefühle zu verabeiten, sie auszuleben und Ihnen Ausdruck zu geben.
Macht Euch also unbedingt klar, dass es Eure eigenen Gefühle sind, die Ihr da fühlt, Ihr fühlt Euch nicht deshalb schlecht, weil es dem anderen so schlimm ergangen ist oder geht. Ihr fühlt deshalb so schrecklich, weil es Eure eigenen unverarbeiteten Gefühle sind. Sich auf diese Art dagegen zu stellen kostet eine wahnsinnige Kraft, genauso viel Kraft braucht man um die Gefühle und Bilder aufzuarbeiten und sie für immer los zu werden.
Gewiss ist das schmerzhaft, anstrengend, unangenehm und ist nicht mit einem Mal getan, doch auf Dauer gesehen ist es der beste Weg um in der eigenen Heilung rasch vorwärts zu kommen. Jedes Mal wird es weniger emotional aufwühlend, man lernt mit der Zeit mit Triggern gezielt um zugehen.

Um Trigger in unpassenden Alltagssituationen zu vermeiden gibt es zahlreiche Skills und Übungen.
Z.B. die Tresorübung oder die schlimmen Gedanken und Gefühle irgendwo in einen Rum zu deponieren.
Doch wenn ich das mache, so führe ich mir später, wenn es geht, die triggernde Situation noch einmal vor mein geistiges Auge und versuche auch hier meine Gefühle zu zulassen.

Alles in allem finde ich Trigger mittlerweile sehr positiv und betrachte sie als Medizin für die Psyche. Egal wie tief sie mich für den Moment runter bringen, ich weiss mittlerweile so fühlt sich psychische Heilung an und ich kann daraus sehr viel Kraft schöpfen.


Nicht zu verwechseln sind triggernde Situationen mit der sogenannten "Re-Traumatisierung". Denn hier befindet sich der Betroffene in der Opferrolle und es findet ein aktives Geschehen statt.
Diesem Geschehen ist oder fühlt man sich hilflos ausgeliefert und kann nichts dagegen tun, weil es sich um eine reale Situation handelt.
Erst wenn man sich aus der Opferrolle befreit hat, kann man wirklich heilen.


Ich wünsche viel Mut und Kraft Euch den Triggern zu stellen und Heilung zu finden.

Alles Liebe
jK

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