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Es gibt viele Arten der Selbstverletzung, die bekannteste und wohl auch häufigste Form, ist das
Ritzen. Dabei zerschneiden Betroffene ihren Körper und fügen sich leichte bis sehr schlimme
Schnittwunden zu.
Genausso ist es bei Verbrennungen, Verbrühungen, Stichwunden, Verätzungen, Schlägen (mit Gegenständen
oder gegen Gegenstände), Kratzen, Aufreissen abheilender Wunden, Zerbeissen und/oder abbeissen von
Nägeln und Haut, Sprüngen aus verschiedenen Höhen, Selbstfesselung, essen giftiger Substanzen,
Erfrierungen und noch vieles mehr.
Aussenstehende, Verbündete, Elten, Freunde stehen solchen Sachen oft fassungslos gegenüber. Oft
versuchen die Betroffenen ihre Verletzungen zu verbergen oder erfinden eine Geschichte, wie es
passiert ist. Oft machen sie sich hinterher selber Vorwürfe.
Die Selbstverletzung ist ein stummer Hilfeschrei, für Betroffene oft ein Ventil für ihren inneren
Druck, dem sie nur auf diese Weise nachgeben können. Manche möchten so einen kontrolierbaren Schmerz
erzeugen, um von ihrem inneren Schmerz abzulenken oder sie haben das Gefühl, dass sich nur liebevoll
um sie gekümmert wird, wenn sie offensichtlich Schmerzen haben und hilfebedürftig sind.
(den Seelenschmerz kann ja keiner sehen...)
Anderen vermittelt es ein "gutes Gefühl", wenn sie ihr Blut laufen sehen, weil sie dann sehen
das sie leben oder sie glauben, wenn sie sich nicht verletzen würden sie "platzen" weil sie von
aufkommenden Emotionen erdrückt werden. Mache wollen sich auch selbst bestrafen, weil sie sich
schuldig fühlen. Viele wissen auch gar keine Antwort darauf, warum sie es immer wieder machen.
SVV ist für viele wie eine Sucht und es ist sehr schwer davon los zu kommen. Die Betroffenen brauchen
Hilfe um zu lernen mit ihrem inneren Druck (den vielen wiedersprüchlichen Emotionen) auf andere Arten
umzugehen.
SVV wirkt wirkt wie ein starkes Antidepressivum, während depresiver Phasen, die meist auf Missbrauch
zurückzuführen sind. Durch SVV können auch aufsteigende Erinnerungen (Flashbacks) und Halluzinationen
wirksam unterbrochen werden.
Von SVV Betroffene sind meist sehr labile Menschen, mit einem geringen Selbstwertgefühl, die ihren
Körper nie lieben gelernt haben, ihn sogar hassen können und sich für Vieles schuldig fühlen.
In akuten Fällen kann es dem Betroffenen helfen, sich auf andere Art und Weise "Luft zu machen".
Man kann zu Beispiel joggen gehen, sich ins Auto setzen und laut schreien, auf dem Bett rumprügeln,
laute Musik hören (im Auto, oder über Kopfhörer), malen oder basteln, jemanden anrufen(auch die
Telefonseelsorge), seinen Frust aufschreiben (es gibt auch viele Frustforen im Netz), sich überhaupt
auf irgendeine Weise körperlich abzureagieren (ohne Verletzungsrisiko), im Garten ein Loch graben,
Holz hacken u.v.m.
Wenn man jedoch für immer von SVV geheilt werden möchte, muss man lernen sich selber zu lieben und
sich so zu akzeptieren wie man nun einmal ist, einzigartig, mit allen Schwächen und Stärken.
Es gibt vielfältige therapeutische Hilfsmassnahmen, Selbsthifeguppen und Selbsthilfeforen.
Irgendwann im Leben, des Betroffenen fand eine Traumatisierung statt, die zu SVV geführt hat.
Wird dieses Trauma aufgearbeitet, hört das selbstverletzende Verhalten auch auf.
Ich wünsche Euch alles Liebe und hoffe, dass Ihr den richtigen Weg zur Heilung findet.
jK
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