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Das innere Kind


Die Frage nach dem inneren Kind scheint sehr viele Überlebende zu beschäftigen, deshalb schreibe ich Euch hier einmal meine Meinung und Erfahrung auf.
Als ich die ersten Male etwas von einem inneren Kind hörte, konnte ich mir da so recht nichts drunter vorstellen. Natürlich war mir klar, dass auch Erwachsene oft kindisch sind. Es gibt viele die sich mit ihrem Hobby einen Kindheitstraum erfüllen und darin völlig aufgehen, es gibt Menschen die sich ihre kindliche Naivität und Spontanität auch trauen heraus heraus zu lassen und noch vieles mehr.
Doch bei vielen Überleben ist dieses Gefühl für das innere Kind verloren gegangen, sie schämen sich für ihre kindliche Art, haben Schuldgefühle, ein schlechtes Gewissen, oder sind furchtbar wütend auf ihr inneres Kind. Manche haben gar keine Verbindung dazu, leugnen es oder sehen es nicht als Teil von sich. Es ist nahezu bei jedem verschieden, wie er sein inneres Kind wahr nimmt und erfährt oder behandelt.
Für mich ist das innere Kind ein Teil von mir, ein Teil den ich lange unterdrückt habe, den ich nicht verstanden habe. Teilweise war ich furchtbar wütend auf diesen Teil von mir, weil er so viel Angst hatte und mir auch Angst machte. Schon bevor bei mir die ersten Bilder kamen und ich anfing zu heilen, gab meine Psyche mir Zeichen und Hinweise auf mein inneres Kind. So schrieb ich zum Beispiel ein kleines j vor den Anfangsbuchstaben meines Vornamens K, ich fragte mich schon lange, ob auch Buchstaben eine psychologische Bedeutung haben. Ich kam von selber drauf, nachdem ich stundenlang auf dieses kleine j geschaut habe. Mit ein bisschen Fantasie sah dieses j aus, als würde es vor dem K knien und um Hilfe flehen.
Von diesem Zeitpunkt an, fing ich an mich intensiv mit dem Thema des inneren Kindes auseinander zusetzen. Es steht viel geschrieben über unser inneres Kind, es gibt viele verschiedene Auffassungen darüber und leider wird es oft mit einer multiplen Persönlichkeit verwechselt.
Manche können ihr inneres Kind richtig sehen, manche können es fühlen oder hören.
Ich denke, dass das innere Kind versucht auf sich aufmerksam zu machen. Es möchte beachtet werden, man kann auch sagen, daß die Psyche oder Seele heilen möchte. Dies kann auf vielfältige Weise geschehen, z.B. durch Bilder die wir plötzlich vor Augen sehen, Gefühle die unerwartet hoch kommen, Träume die immer wieder kehren, durch Dinge die wir fast zwangsweise durchführen oder durchführen möchten.
Als ich mein altes Leben hinter mir gelassen hatte, ging ich nach langer Zeit das erste Mal wieder in die Stadt, ich hielt mich krampfhaft bei Zimon an der Hand fest und hatte eine wahnsinnige Angst vor den vielen Menschen, lauten Geräuschen und anderen vielen Eindrücken. Ich wäre am liebsten wieder ganz schnell nach Hause gelaufen und hätte mich im Bett versteckt. Beim nächsten Mal hatte ich nicht mehr so große Angst, sondern wurde von den vielen bunten Sachen, Glitzer und leuchtenden Farben in den Bann gezogen, ich blieb alle paar Meter stehen. Ich habe Zimon fast zur Verzweiflung getrieben, wenn ich total abwesend irgend etwas Buntes angestarrt habe. In mir regten sich viele Wünsche und ich kaufte mir viele Bücher, einige Stofftiere und große Tücher. Viele Kuschelkissen in verschiedenen Größen und noch viele andere Sachen, die ich als Kind nie bekommen habe, doch mir oft gewünscht hatte.
Ich fühle mich dabei großartig und mir wurde klar, dass ich dies alles meinem inneren Kind gegönnt hatte. Ich schämte mich nicht, mir ein Tuch zu kaufen, an dem ganz viele Metallplättchen klimpern, ich binde mir dieses Tuch gerne um die Hüften. Ich weiß mittlerweile dass mein inneres Kind auch dadurch Beachtung verlangt hat, es war anfangs ein komisches Gefühl es wahr zu nehmen.
Ich gönne mittlerweile meinem inneren Kind schon einmal öfter etwas, wo eigentlich mein Verstand und jahrelange Gewohnheit gegen sind. Ich schäme mich nicht, dass ich mein Stofftier und meine Kuscheldecke im Bett brauche. Ich weiß wieder wie ich als Kind gefühlt habe und kann mittlerweile wieder ausgelassen aus tiefster Seele lachen. Ich freue mich über die kindliche Genialität die ich habe und sehe über die Angst hinweg, weil ich weiß, dass ich keine mehr zu haben brauche. Manchmal merke ich, dass ich mein inneres Kind nicht genügend beachte und es wohl unterbewusst verdränge. Doch wenn ich zur Ruhe komme, dann kann ich spüren, was das Kind in mir möchte und was es fühlt. Wenn es traurig ist, dann kann ich das verstehen und habe Mitleid mit ihm. Ich lasse es malen, lasse es rennen, Seil springen, schaukeln, mit meine Hunden ausgelassen spielen.

Auch ihr werdet Euer inneres Kind auf die ein oder andere Weise spüren und es liegt an Euch ihm zu verzeihen, es zu trösten, ihm die Angst zu nehmen, es zu akzeptieren und zu lieben. Ihm das zu gönnen, was ihr so sehr als Kind vermisst habt oder nicht durftet oder konntet.

Alles Liebe
jK


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