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Heute kann meine Seele nicht fliegen.......


Nein heute kann meine Selle nicht fliegen. Es ist so, als habe jemand einen Eimer Teer über ihre zarten Flügel gekippt.
So sehr sie sich auch müht, je mehr sie sich wehrt, desto mehr verklebt das Pech ihre zerbrechlichen Flügel.
Ich versuche zu helfen, aber weiss nicht wie. Der Teer ist so zäh, sein Geruch brennt in den Augen und schmerzt beim Atmen.
Meine Seele wimmert wie ein kleines Kind, ich tröste sie, sage Ihr, das bekommen wir wieder hin, mach Dir keine Sorgen............
Doch ich weiss wirklich nicht, ob ich das kann. Vorsichtig, liebevoll versuche ich den Teer zu entfernen. Doch ich merke schnell, dass es nicht geht, ohne ihr weh zu tun.
Ich versuche es ihr zu erklären, doch sie fängt sofort an bitterlich zu weinen "Nicht weh tun, bitte, bitte nicht weh tun" flüstert sie zu mir. "Aber Du möchtest doch wieder fliegen können und frei sein" erwiedere ich.
Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, ihr Blick weicht in die Ferne "Ja, fliegen" flüstert sie.
Ich merke, wie mir die Tränen in die Augen steigen "Arme kleine Seele, bist so tapfer und so stark, wir schaffen das"
Sie schaut zu mir auf und fragt mit zitternder Unterlippe "Warum weinst Du?"
Ich streiche ihr vorsichtig über den Kopf "Wel die Menschen so gemein und rucksichtslos sind und Du drunter leiden musst"
"Ach ja, die Menschen" sagt die kleine Seele und versucht sich aufzurichten "die machen so viel Schlimmes ohne darüber nachzudenken....."
Ich atme tief durch "Ja, ich weiss, vermutlich haben sie nicht einmal bemerkt, dass Du da warst"
Erschöpft lässt sich meine Seele zurückfallen und atmet schwer "Tut weh, ganz sehr weh" sagt sie kaum hörbar.
Ich beginne hemmungslos zu weinen, drücke sie sanft "Ja, mein Kleines, ich werde Dir auch weh tun, doch dann kannst Du bald wieder fliegen.
Ich komme mit scharf riechenden Reinigungsmitteln zurück, schaue auf die Kleine, die zusammenfekrümmt am Boden liegt, sie sieht erbärmlich aus. Ich bin so endlos traurig und wütend auf die Menschen, die das getan haben.
Meine Seele hebt ihr hübsches Kopfchen und schaut mich mit vor Entsetzen geweiteten Augen an "Nein, bitte nicht weh tun" sagt sie, als ich ihren Flügel in das Lösungsmittel tauchen will. Ich zucke zurück "Geht es nicht irgendwie anders" fragt sie zitternd.
Ich stoppe in meiner Bewegung und schaue sie mitleidig an "Wir können warten, bis die Flügel sich erneuert haben."
Ihr entfährt ein klagendes Seuftzen "Schon wieder so lange warten, hab so lange drauf gewartet fliegen zu können."
"Ja, liebe Seele, ich weiss und noch oft werden die Menschen Dich am fliegen hindern, durch ihre Unbedachtheit"
Sie heult wütend auf und fängt an mit ihren kleinen Fäustchen auf den Boden zu trommeln, so lange bis sie müde zusammensackt. Verdreht bleibt sie liegen und fragt "Wird es jemals aufhören?"
Ich hebe sie vorsichtig auf meinen Schoß, schaue in ihr niedliches verheultes Gesicht, wirr stehen die Haare in alle Richtungen. Sie schaut mich trotzig an und meint entschlossen "Du hast doch gesagt, meine Flügel werden jedes Mal stärker, wenn sie neu wachsen"
Ich wiege sie hin und her, sie lächelt und fängt an zu summen.
"Ja genau, so ist es und irgendwann hast Du Flügel, die Dich immer tragen können, egal was die Menschen anstellen und wie rücksichtslos sie sind"
Sie hüpft von meinem Schoss und springt um mich herum, dabei singt sie ein wunderschönes Lied. Ich lächele als ich ihr zuschaue und zuhöre, sie lächelt zurück, kommt zu mir und umarmt mich.
"ja, wir schaffen das" sagen wir beide gleichzeitig und fangen an laut zu lachen............

Koblenz den 16.09.06


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