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Habe ich meine Kinder misshandelt/ missbraucht oder mich als Mittäter schuldig gemacht?


Immer wieder, wenn es um dieses Thema geht werden heftige Emotionen ausgelöst.
Man versucht mir auszureden, dass ich irgendetwas schuld bin oder wird furchtbar böse auf mich.
Für mich ist es vereinbar, die Schuld für etwas auf mich zu nehmen, doch auch die psychologischen Zusammenhänge zu erkennen um mir selber zu verzeihen.
Genauso heftige Reaktionen löse ich aus, wenn ich erzähle daß ich von frühester Kindheit an misshandelt und missbraucht wurde. Natürlich waren wir. rein äusserlich, eine Bilderbuchfamilie, mit dem schwer arbeitenden Vater, zwei hübschen Kindern und der fleissigen, sauberen, treuen, pflichtbewussten Hausfrau als Mutter.
Was hinter dieser Fasade vorfiel drang nie nach aussen. Mein Körper rebellierte von Anfang an gegen die furchtbare Behandlung der Kinderpsyche, die an den Widersprüchen fast zerbrach. Meine zahlreichen Folgeerscheinungen, die ich fast ausnahmslos auf meinen psychischen Missbrauch zurück führe, kann man auf der HP nachlesen: Spätfolgen
Erst als mein fünftes und letztes Kind in die Pubertät kam, zwei Ehen zerbrochen waren und nach dem Tod meines Vaters gelang es mir im Alter von 42 Jahren, mich aus den psychischen Fesseln zu lösen.
Besonders meine eigene Mutter als folgeschweren Mittäter an mir, dem einst hilflosen Kind zu sehen, fiel mir sehr schwer. Auch von ihr musste ich mich erst mühsam lösen.
Viele meiner körperlichen Leiden sind seit dem verschwunden, doch weiss ich, dass ich mich jeden Tag weiter entwickel, weil Heilung ein lebenslanger Weg ist.
Genauso schwer fiel mir die Erkenntnis, dass ich auch an vielen Folgeschäden meiner Kinder Mitschuld trage.

Seit ich auf die Website von Alice Miller stieß, weiss ich, dass ich nicht verrückt bin und meinen Gefühlen trauen kann.
Jedem, der wissenschaftliche Beweise zu meiner Erfahrung und vertretenen Meinung lesen möchte, kann ich nur nahe legen, sich auf der Web-site von Alice Miller umzusehen und Bücher von ihr zu lesen. http://www.alice-miller.com

Hier dazu ein Auszug aus meinem Forum, mit einer Stellungnahme meiner Tochter





Habe ich meine Kinder misshandelt/ missbraucht oder mich als Mittäter schuldig gemacht?

diese Frage kann ich nach gründlicher Prüfung und Überlegung für mich nur eindeutig mit ja beantworten.........

Zuerst war es wie ein Schock für mich, doch ich wollte zu meinen Taten/Fehlern/ Fehlverhalten (die ich unbewusst beging) stehen und die Wahrheit nicht länger leugnen, ich wollte das Schweigen endlich brechen.
Ich hatte den Wunsch die ganzen psychologischen und pädagogischen Zusammenhänge zu verstehen, die bei meinen Kindern so schlimme Folgeschäden hinterlassen haben, die ich tagtäglich wahr nahm und mir anfangs nicht erklären konnte.
Warum hatten sie so geringes Selbstwertgefühl, warum waren sie teilweise depresiv, warum litten sie teilweise an SVV (das sie sehr gut versteckten). warum hatten sie kaum Freunde, warum hatten sie vor so vielen Sachen Angst usw.

Natürlich liebe ich meine Kinder und habe von Anfang an versucht Sachen zu vermeiden oder besser zu machen, als meine Mutter es bei mir tat.
Meine Mutter hat bei mir durch ihre Erziehung (die sie auch als richtig und liebevoll empfand), sehr geschadet, die Folgen davon bin ich heute mit 44 Jahren am aufarbeiten. Mit 42 Jahren habe ich es endlich geschafft, mich aus ihren psychischen Fesseln ihrer "Mutterliebe" zu befeien.
Ich habe es dadurch geschafft, dass ich meine Mutter mit all dem konfrontiert habe, was sie mir als Kind angetan hat.

Ich habe mich dadurch bei meinen Kindern als unwissender Mittäter verantwortlich/schuldig/anklagbar gemacht, weil ich ihnen nicht geholfen habe, wenn meine Männer sie psychisch unter Druck setzten, sie durch Klapse und Strafen zum Gehorsam zwangen. Sie demütigten indem sie sich über die Naivität und Unwissenhiet meiner Kinder lustig machten. Die persönlichen Grenzen und Ansprüche meiner Kinder wurden nicht genügend oder gar nicht respektiert.........
Ich habe mich auch als (unwissender)Mittäter schuldig gemacht, weil ich meine Kinder nicht vor meinen Eltern schützen konnte. Auch meine Eltern fügten ihen auf vielfälltige Weise Schaden zu, getarnt als Erziehung zur Disziplin und Ordnung. Oder machten sich auch über die kindliche Naivität und Unbefangenheit lustig. Auch gaben sie viele Ängste an meine Kinder weiter............Zum Beispile fand es meine Mutter (und die übrige Verwandschaft) immer besonders lustig, meinen Kindern Angst einzujagen, wenn ein Flugzeug kam.
Sie rief dann immer laut "Schnell, schnell, lauft unter den Tisch, versteckt Euch, sonst kommen sie Euch holen" Ein Sohn von mir war besonders ängstlich und fing sogar manchmal dabei an zu weinen. Doch die Erwachsenen fanden das sehr amüsant und lachten über die Kinder.........
Mir wurde erst kürzlich bewusst, dass meine MUtter damit ihre eigene Angst, die sie verständlicher Weise, aus Kriegserlebnissen davongetragen hatte, so überspielte und an meine Kinder auch weitergab.

Als unwissender Täter/ Verursacher habe ich mich bei meinen Kindern dadurch schuldig gemacht, dass ich die Pädagogik meiner Eltern und des Umfeldes übernahm oder sie genau im Umkehrverfahren anwendete.
Ich habe meinen Kindern Klapse auf die Finger gegeben, wenn sie etwas nicht anfassen durften. Brachte sie durch Blicke oder Gesten zum Schweigen, was man wohl schon Säuglingen unbewusst beibringen kann und es bleibt ein Leben lang drinn..............
Ein fester Griff am Arm, wenn sie im Geschäft schweigen (sich benehmen) sollten.
Ich forderte von meinen Kindern Verständnis für Dinge, die sie nicht verstehen konnten.
Ich ging mit den Kindern teilweise eine symbiotische Verbindung ein, aus der sie sich nur schwer und mit mit meiner Hilfe lösen konnten........

Wie gehe ich nun mit meiner gefühlten Schuld um, damit ich nicht an Schuldgefühlen zugrunde gehe? Nun, ich habe mir vergeben, weil ich aus Unwissenheit gehandelt habe und nicht besser konnte oder wusste.
Ich denke auch, dass es nie zu spät ist, zur Wahrheit zu stehen und so meinen Kindern ein wissender Zeuge zu sein.
Ich kann meinen Kindern bestätigen, was sie gefühlt haben, dass sie wirklich machtlos waren und gelitten haben unter ihrer Erziehung.

Dies ist meine persönliche Meinung, die ich aufgrund meiner Erlebnisse und Erfahrungen gebildet habe.
Doch kann ich mich mittlerweile auch auf Alice Miller (85), ihre Bücher und wissenschaftlichen untermauerten Erkenntnisse stützen.




Hier die Antwort meiner Tochter eisblume


Hallo ihr Lieben,

dass dies ein hochsensibles Thema ist, dessen bin ich mir bewusst. Niemand will sich selber als Täter sehen, eine Schuld tragen, für das Schicksal und den Lebensweg Anderer verantwortlich sein.

An dieser Stelle möchte ich aus meiner Position als Opfer familiären Missbrauchs (bzw. der Weitergabe von Erziehungsfolgen, Traumata, Psychosen u.ä.) , und besonders aus meiner Position als jKŽs Tochter, auch einmal äußern.

Ja, meine Mama, hat sich schuldig gemacht. Und ja, ich bin auch heute noch oft wütend auf sie, auf das, was in unserer Familie passiert ist, auf das, was es heute aus mir gemacht hat.

Ich war immer die große Schwester, habe auf meine Brüder aufgepasst, war die einzige weibliche Person in Haushalt neben meiner Mutter. Und ich habe gelitten, still, darunter, dass ich keine Freunde mit nach hause bringen konnte, weil ich keine hatte. Ich habe oft geweint, wenn ich wieder einmal als furchtbar dumm und blond von meinem Stiefvater bezeichnet wurde, mein "fetter Arsch" beschimpft wurde (tatsächlich war ich ganz normal gebaut).

Wenn ich die Oma besucht habe, war ich peinlich drauf bedacht saubere Fingernägel zu haben, weil sie sie mir sonst schnitt, gar mich komplett in die Dusche oder Badewanne steckte, ich wollte nicht schmutzig sein, doch das redete sie uns immer ein.

Wie oft habe ich geweint, weil ich einfach nicht stark genug war um irgendetwas zu vollbringen. Habe getrauert darüber, dass meine Mama mich nicht beschützt vor den Ungerechtigkeiten, die mir wiederfahren sind.

In der Schule wurde ich gemobbt, sie ist nicht einmal auf einen Elternsprechtag gefahren oder zu einem Elterngespräch, hat an meine Einsicht appelliert, ich sei doch ein großes Mädchen, sie würde mir vertrauen, das ich das auch so hinbekäme.

Nun ja, heute weiß, ich dass sie nicht besser konnte. Das weiß ich, weil wir viel reden, darüber was passiert ist, aber das weiß ich auch aus meiner professionsgebunden Position heraus, da ich Erziehungswissenschaft studiere und somit den disziplinübergreifenden Zugang zu einer Menge Fachliteratur habe.

Gut, ich bin heute eine Kämpferin, bin selbstständig, und .....furchtbar erwachsen.Weil ich es immer schon immer war, weil ich musste. Aber hinter dem was ich nach außen präsentiere bin ich immer noch furchtbar verletzlich, brauche regelmäßige Gespräche mit meiner Mutter, auch wenn ich zeitweise merke, dass es mir nicht gut tut.

Aber wir lernen verstehen und verzeihen.

In diesem Sinne

eisblume*



Hallo Eisblume,

ich danke Dir wirklich sehr, für Deine aufrichtige Antwort Knuddel

Hallo Ihr Lieben.

Anscheinend ist es auch hier noch leider so, dass der Satz gilt:
Missbrauch macht sprachlos

Ich gebe das alles offen zu, was Eisblume da schreibt, es ist die Wahrheit.
Leider ist die Wahrheit meist sehr schmerzhaft und der schwerste Weg, den man gehen kann.
Doch für mich war und ist es der einzige Weg, den ich noch gehen mag. Alle anderen Wege die ich ging waren Irrwege und Sackgassen........

Nun möchte ich einmal versuchen zu erklären, warum ich äusserst ungerne in die Schule zu den Lehrern ging und auch Elternsprechtage weitest gehend mied............

Ich führe mein Verhalten, auf das Verhalten meiner Mutter, mir gegenüber, in meiner Schulzeit zurück.
Zuerst einmal hat meine Mutter mir beigebracht, dass Lehrer absolute Autoritätspersonen sind, die man niemals anzweifelt.............ich habe bei allen Lehrern während meiner Schulzeit ein mulmiges Gefühl gehabt.vertraut habe ich erst recht keinem.
Meine Muttter hat immer ein Heidenspektakel gemacht, wenn der Elternsprechtag in der Schule angesagt war. Ab dem Tag der Ankündigung, meist 2.4 Wochen vorher, hat sie mir immer und immer wieder gesagt, ich bin mal gespannt was Deine Lehrer sagen, ob Du gut bist und was Du alles für Blödsinn gemacht hast, wehe wenn ich erfahre, dass Du nicht brav warst............ Am Tag des Elternsprechtages war meine Ma immer furchtbar nervös und trieb es auf die Spitze mit ihren Ankündigungen.............
Abends dann putzte sie sich total raus, zog die besten Sachen an (die anderen müssen ja sehen was man hat und wie ordentlich man ist), nach dem Motto, "Kleider machen Leute".....................was ein Quatsch *schüttel*
Dann verabschiedete sie sich noch einmal mit ähnlichen geheinnissvoll gesprochen Sätzen und einem maskenhaften Lächeln........
Ich kann Euch gar nicht beschreiben, wie angstvoll und endlos die Stunden für mich waren, bis sie wieder kam...............
Ich wusste ich hatte gewiss nichts angestellt, war brav und gab mir Mühe in der Schule.
Doch trotzdem hatte ich furchtbare Angst irgend etwas falsch gemacht zu haben..........

Nun ja, wenn sie wieder kam, machte sie es jedes Mal furchtbar geheimnissvoll, redete
drum herum und zählte jede Kleinigkeit auf, die man nur irgendwie negativ auslegen konnte.................Die Lehrer waren in den ersten Grundschuljahren sehr zufrieden mit mir, sie bemängelten immer, dass ich im Unterricht auch viele andere Sachen machen würde........unter der Schulbank..........doch trotzdem dem Schulstoff gut folgen konnte, was auch meine Noten bewiesen.
In meinem Abschlussjahr, ich erinnere mich, es war der vorletzte Elternsprechtsag, machte ich dem grausamen Spiel meiner Ma endlich ein Ende, ich tobte herum und es gab eine sehr laute, heftige Diskussion, bei der ich vor Wut heulte.........ich war 17.........heraus dabei kam, dass meine Ma zu den beiden letzten Elternsprechtagen meiner Schulzeit nicht mehr hin fuhr............

Vielleicht können ja einige jetzt nachvollziehen, warum ich fest davon überzeugt war, dass es für meine Kinder besser ist, wenn ich nicht zum Elternsprechtag hinfahre.
Ausserdem verdrängte ich dadurch auch meine furchtbare Angst vor Lehrern, denn wenn es unabdingbar für mich war, wegen meiner Kinder einen Lehrer zu kontaktieren, stand ich unbeschreibliche Ängste durch.......

Alles Liebe
jK


Die komplette Diskussion zu dem Thema findet ihr hier in meinem Forum

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